Muttersprachler*innen helfen Zugewanderten in Gesundheitsfragen
Olha Yakubovska und Yaroslav Polishchuk sind vor drei Jahren aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. „Das ukrainische Gesundheitssystem funktioniert anders als das deutsche“, erzählen die Ärztin und der Jurist. „Es gibt es keine gesetzliche Krankenversicherung und die Menschen suchen oft direkt den Spezialisten und nicht den Hausarzt auf.“ Jetzt informieren sie Zugewanderte aus ihrem Heimatland rund um Gesundheit und Vorsorge – kultursensibel und in Muttersprache. Der Auftakt ihrer ersten Schulung startet in der Unterkunft für geflüchtete Menschen in der ehemaligen Fachhochschule, die vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betrieben wird.
„Mit Migranten für Migranten“, kurz MiMi heißt das Projekt, in dem gut integrierte Migrant*innen als Gesundheitslots*innen geschult werden. Drei Monate lang haben sich neun Frauen und vier Männer mit dem deutschen Gesundheitssystem und Themen wie Pflege, Ernährung, Bewegung, seelische Gesundheit und COVID-19 beschäftigt. Neben der derzeit stark nachgefragten Sprache Ukrainisch sprechen sie Türkisch, Russisch, Polnisch, Libanesisch, Tamilisch und Arabisch.
Entwickelt wurde das Projekt vom Ethno-Medizinischen Zentrum (EMZ) in Hannover, die Umsetzung erfolgt seit 2003 in Kooperation mit dem DRK Kreisverband Bielefeld, dem Kommunalen Integrationszentrum, der Psychologischen Frauenberatung und dem Gesundheits-, Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt. Dessen Dezernent Martin Adamski sagt: „Das Gesundheitssystem ist kompliziert, erst recht, wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist. Hier schaffen die Gesundheitslots*innen als Brückenbauer*innen Abhilfe und überwinden sprachliche und kulturelle Barrieren“. Ziel sei die Förderung von Gesundheitskompetenz, gesunden Lebensweisen und präventivem Handeln bei Migranten*innen.
„MiMi“ wird von den vier Bielefelder Betriebskrankenkassen Heimat-Krankenkasse, BKK Dürkopp-Adler, BKK Diakonie und BKK Gildemeister-Seidensticker finanziert, allein in den letzten drei Jahren mit 46.000 Euro. „Das Projekt ist gerade wichtiger denn je“, betont Kristina Huning, Teamleiterin Gesundheitsmanagement bei der Heimatkrankenkasse. „Wir erleben gerade eine starke Zunahme von psychischen Belastungen aufgrund von Kriegs- und Fluchterlebnissen und Zukunftsängsten, dazu kommen Ängste aufgrund der Corona-Pandemie.“
60 mehrsprachige Informationsveranstaltungen für mindestens zehn Personen werden durchgeführt, die Teilnahme ist kostenlos. Interessierte Personen oder Einrichtungen können sich bei Projektkoordinatorin Melek Yapar vom DRK unter Telefon 0178 – 90 90 388 oder per Mail an mimi@drk-bielefeld melden.