„Es ist fünf vor 12“: Freie Kita-Träger fordern dringend notwendige Unterstützung
Die freien Kita-Träger in Bielefeld rufen zu einer gemeinsamen Kundgebung am 19. Oktober um 11:55 Uhr auf dem Rathausvorplatz auf. Mit einem klaren Forderungskatalog wenden sie sich an Politik und die Öffentlichkeit, um auf die akute Finanzierungsnotlage der Kindertageseinrichtungen hinzuweisen. Eingeladen sind Mitarbeiter*innen, Eltern und Kinder von mehr als 150 Kitas in Bielefeld.
DRK-Vorstand Marco Eltner betont die Dringlichkeit der Situation: „Unsere Kindertageseinrichtungen sind in akuter Gefahr. Die finanziellen Belastungen und die Personalknappheit bedrohen nicht nur die Vielfalt der Träger, sondern vor allem die Qualität und Kontinuität der Betreuung für die Kinder in unserer Stadt.“ Daher setzen sich die freien Träger von Kitas in Bielefeld für eine Verbesserung der Kita-Arbeitsbedingungen und eine auskömmliche Finanzierung ein, um die Trägervielfalt zu erhalten.
Obwohl das Land Nordrhein-Westfalen angekündigt hat, die finanzielle Unterstützung für Kitas zu erhöhen und im Januar 2024 eine einmalige Überbrückungshilfe von 100 Millionen Euro bereitzustellen, reicht dies nach Einschätzung der Freien Wohlfahrtspflege NRW nicht aus. Es werden dringend 590 Millionen Euro benötigt, um den drohenden Kollaps vieler Träger zu verhindern und damit die Betreuung der Kinder sicherzustellen.
Die bereits erfolgten Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst haben die Gehälter der Fachkräfte um bis zu elf Prozent erhöht. Das Land NRW plant die Erhöhung der Zuschüsse aber erst ab August 2024. „Die Träger müssen die Kostensteigerungen 18 Monate lang aus eigener Tasche finanzieren“, sagt Eltner. „Die Rücklagen schmilzen oder sind längst aufgebraucht. Es ist fünf vor 12. Wenn es so weitergeht, werden wir in die Situation kommen, Kitas schließen zu müssen.“ Um drohende weitere Insolvenzen zu verhindern, fordern die Träger daher die Abschaffung der Eigenanteile und eine sofortige Anhebung der Zuschüsse, um Tarifsteigerungen auffangen zu können.
In der aktuellen Situation können sich die Kita-Träger trotz Fachkräftemangels auch die Ausbildungskosten kaum noch leisten. „Wir müssen heute in die Fachkräfte von morgen investieren. Es bedarf daher einer vollständigen Refinanzierung der Ausbildung, damit die frühkindliche Bildung unserer Kinder auch zukünftig sichergestellt ist.“
Weitere Forderungen der Träger im Überblick:
• Erhöhung von Investivmitteln für Kita-Bauten
• Erhöhung der Verwaltungspauschalen
• Sicherstellung einer angemessenen Finanzierung der Kita-Arbeit und der nötigen Personalausstattung
• Abschaffung von überbordender Bürokratie
• mehr Zeit für pädagogische Fachkräfte und ein besserer Personalschlüssel
• vollständige und dauerhafte Refinanzierung der Kita-Helfer*innen
• Vollständige Refinanzierung der Weiterbildung für Quereinsteiger